Der Fremdenverkehr hat bewirkt, dass im Allgäu inzwischen Gerichte aus aller Welt serviert werden; das ist die berühmte und charakterschwache "internationale Küche".
Glücklicherweise wird darüber die originale Allgäuer Kost nicht vernachlässigt. Die ist allerdings sehr deftig. Man liebt grosse Fleischportionen mit Knödeln oder Spätzle und davor eine Suppe, in der Griess-, Leber-oder Brätknödel schwimmen. Auch Schupfnudeln sind eine typische Allgäuer Spezialität: würstchenartige Gebilde aus Teig, die in siedendem Schmalz ausgebacken werden. Noch typischer sind die Kässpätzle: Teigtropfen, die in siedendem Wasser garen. Man schöpft sie ab und gibt sie schichtweise auf eine Platte, dazwischen geröstete Zwiebelringe und geriebenen Käse, der zwischen den heissen Spätzle zerläuft. Man braucht einen guten Magen (und mindestens einen Obstschnaps), um eine Portion Allgäuer Kässpätzle zu verdauen.
Man könnte die Kässpätzle - wie auch andere Käsegerichte, die es im Allgäu gibt - uralter gastronomischer Tradition zurechnen. Das wäre aber falsch. Mit gutem Käse gibt man sich dort erst seit dem 19. Jahrhundert ab. Da nämlich suchten die Landwirte nach neuen Einnahmequellen und fanden sie in der Schweiz, wo Emmentaler Käse gemacht wurde. Die Allgäuer holten sich Sennen, damit die ihnen beibrachten, wie man hervorragenden Käse macht. Und da zeigte sich alsbald, wie viel alpine Qualität die Allgäuer Almen, Kühe und Käser haben - so viel, dass die Schweizer Käsespezialisten inzwischen längst bedauern, ihre Betriebsgeheimnisse so leichtfertig verkauft zu haben.