Das Reisethema

Reisethema – Fichtelgebirge und Oberpfälzer Wald I

Felslabyrinth aus granitenem Urgestein

Hier geht es um eine Gegend, die ein wenig abseits liegt, zwischen der Fränkischen Alb, dem Frankenwald und der Tschechei. Früher war gleich im Norden die Grenze zur DDR. Man lag im Winkel.

Aber es war nie ein toter Winkel, sondern ein hübsches Winkelchen. Und was die Bewohner etwas schmerzt, das ist für Gäste, die dorthin kommen, sehr angenehm. Sie finden viel unzerstörte Landschaft, freundliche Menschen, keinen grossen Betrieb. Und Preise, von denen man in anderen Teilen unseres Bundeslandes nur noch träumen kann. So trifft man unter den Gästen viele Leute, die Familie haben oder denen es finanziell nicht gerade üppig geht. Und das sind die Unsympathischsten ja nicht.

Den Oberpfälzer Wald könnte man (würden uns das die Leute dort nicht übel nehmen) als ein verlängertes Stück des Bayerischen Waldes bezeichnen. Auch er hiess einst (wie der Bayerische Wald) viel schöner "Böhmerwald": Eine damals unwirtliche, jetzt freundliche Gegend für Wandersleute, die gern allein sind.

Seit Urzeiten war das Wasser im Oberpfälzer Wald sehr tätig. Es hat sich schöne Täler geschaffen. Drei davon sind Kennern der Gegend lieb und wert: die Täler der Waldnaab, der Fichtelnaab und der Heidenaab. Das Waldnaabtal ist das am originellste. Aber es gibt noch viele andere schöne Täler - und zahllose kleine Seen, oft nur Teiche. Die Einheimischen sagen "Weiher" dazu. Besonders hübsch ist die "Weiherplatte" zwischen Schwandorf und Schwarzenfeld.

So kommt es, aber das nur am Rand, dass man gerade in dieser Waldgegend so viele und ausgezeichnete Fische serviert bekommt. Die werden hier gezüchtet.

Nördlich davon liegt der Steinwald, ein kleines Gebiet, ebenfalls eine Waldgebirgslandschaft, friedlich und versponnen. Stundenlang können Sie durch grosse, geschlossene Wälder wandern, vorbei an zahllosen Flüssen und Bächen, an grösseren und kleineren Seen, an Mooren. Kaum sonstwo findet man so viel Ruhe. Hier muss man es ertragen können, stundenlang keinem Menschen zu begegnen.

Erdgeschichtlich ist dieser Steinwald interessant. Er gehört zu den ältesten Gebirgen Europas, zu den Urgebirgen, die vor 600 Millionen Jahren entstanden: aus solidem Granitstein. In den dichtbewaldeten Hängen und auf den langgezogenen verwitterten Bergrücken ragen überall riesige Felsgruppen auf, die dieser Landschaft den Namen gaben: Steinwald.

Wer auf eine artenreiche Fauna und Flora aus ist, hat hier nicht viel Glück. Immerhin trifft man auf einige seltene Moose und Flechten. Und, was vielen Wanderern ja sehr schmeckt, auf unzählige Blaubeeren. Es gibt hier einfach zu wenig Menschen, die sie sammeln.

Es wundert nicht, dass in einem derartig urtümlichen Waldgebiet die Besiedelung erst spät einsetzte. Bis zum Mittelalter wohnte hier schlichtweg niemand. Dann kamen einige mutige Bauern, rodeten ein paar grosse Lichtungen und trieben eine bescheidene Agrarwirtschaft. Später begann man, in etlichen Steinbrüchen den Fels abzubauen (es ist genug davon da) - und dabei ist es geblieben.

Klingt das abschreckend? Genau das soll es nicht. So ruhige, friedvolle, originelle Landschaften findet man selten.


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