Das Reisethema

Reisethema – Taunus I

Im Lustgarten der Natur

Die Main-Metropole Frankfurt hat es gut. Diese Stadt zwischen Geld und Geist, oft schon als "Mainhattan" geschmäht, voller Banken und Börsen - diese Stadt braucht sich nur umzusehen und blickt ins Grün des Taunus. Minuten sind es, und man ist vom Zentrum draussen in der Natur.

Da ist die Flusslandschaft am Main, wo edle Reben wachsen. Und da ist, ein bedeutender Kontrast, der Naturpark Hochtaunus - 80 Prozent Wald und landschaftlich genutzter Boden.

Er ist kein Hochgebirge, doch das Rheinische Schiefergebirge erreicht hier seine grösste Höhe - der grosse Feldberg bringt es immerhin auf 880 Meter. In den ausgedehnten Laub- und Nadelwäldern sind so gut wie alle mitteleuropäischen Wildarten zuhause. Besonders gross sind die Bestände an Rot-, Reh-, Schwarz- und Muffelwild. Die Wanderwege sind gut markiert; es gibt viele Rastplätze, Schutzhütten und allein im Hochtaunus zehn Waldlehrpfade, damit man sich von Mutter Natur auch was erzählen lassen kann.

Ganz lustig ist, was diesem Taunus mit seinem Namen geschah. Tacitus, der römische Geschichtsschreiber, nannte ihn als erster. Aber er meinte nur ein kleines Limeskastell. Der Name geriet nach der Römerzeit alsbald in Vergessenheit. Die Gegend wurde einfach "die Höhe" genannt. Im Ortsnamen klingt das noch an. Bad Homburg zum Beispiel heisst mit Vor- und Zunamen "Bad Homburg vor der Höhe", was postalisch v.d.H. abgekürzt wird, worauf niemand mehr weiss, was eigentlich gemeint ist.

Erst vor 200 Jahren schlug irgendwer bei Tacitus nach, hatte eine Idee - und seitdem heisst dieses Mittelgebirge "Taunus".

Mit den Hängen dieses Taunusgebirges hat es seine Besonderheit. Die im Süden stehen in der Gnade eines überaus milden Klimas. Und wenn die Leute vom Bodensee oder von der Bergstrasse von ihren zauberhaft warmen Frühlingswochen schwärmen, dann zucken die Leute im südlichen Taunus nur die Achseln - das haben sie auch. Auch bei ihnen wachsen Edelkastanien, vom Wein ganz abgesehen. Und Heinrich von Kleist nannte die gesegnete Gegend den "Lustgarten der Natur".

Hinzu kommen die vielen heilsamen Quellen, die der Taunus ans Licht bringt. Sie haben einen geologischen Grund. Tektonische Grabeneinbrüche haben hier vor rund 70 Millionen Jahren dafür gesorgt, dass die unterirdischen Wässer so und nicht anders fliessen. Bad Homburg, Bad Soden, Bad Camberg - da sprüht und sprudelt es in Trinkbechern und Therapiebecken.

Und interessante Bauten sieht man auch. Das landgräfliche Schloss in Bad Homburg stammt aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Der Weisse Turm - ein freistehender Bergfried - gehört eigentlich gar nicht zum Schloss. Er ist der Rest einer früheren Burganlage aus dem 14. Jahrhundert. In Bad Camberg steht der ehemalige Amtshof aus dem 17. Jahrhundert.

Bei Neu-Anspach, nicht weit von Bad Homburg, wird seit 1974 das Freilichtmuseum Hessenpark aufgebaut. Dazu hat man aus allen Teilen Hessens betagte Fachwerkgebäude zusammengeholt, die man an Ort und Stelle nicht mehr brauchte, und hier fachmännisch wieder aufgebaut. Frisch bemalt und original eingerichtet, stehen sie (ohne dass man ihnen das Alter ansieht) im Grünen und zeigen, wie gut man in Hessen schon immer zu leben verstand. Das originellste ist ein ländliches Schulhaus mit einem winzigen Klassenzimmer, das ebenfalls komplett eingerichtet ist. Noch in diesem Jahrhundert lernten hier Volksschüler das ABC - allerdings nicht im Taunus, sondern im Westerwald. Dort stand das Schulhaus.


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