Barbarossa hatte sich etwas dabei gedacht, er war ja nicht sentimental: "Wenn ein Mann oder ein Weib in der Stadt Bremen Jahr und Tag gewohnt hat, so soll jenem gestattet sein, seine Freiheit zu erweisen".
Sprich: Ein Höriger oder Leibeigener vom Lande, der in der Stadt Zuflucht gefunden hat, soll alsbald frei sein.
Solche Dekrete gab es damals, im 12. Jahrhundert, häufiger. Sogar ein Spruch ging um: "Stadtluft macht frei". Das war meist nicht das Mitleid mit den armen Leibeigenen. Das war ein Trick, um die Städte zu vergrössern.
Mit Deutschlands Städten war lange Zeit kein Staat zu machen. Ohne Städte aber funktioniert kein Staat. Man brauchte ja nicht so zu übertreiben wie die Römer, die schon längst dreistöckig bauten und eben dabei waren, die städtische Verkehrspolizei zu erfinden.
Aber was Germanien-Alamannien zu bieten hatte, war nun doch zu schwach. "Die Stämme der Germanen wohnen nicht in Städten und schätzen nicht einmal geschlossene Siedlungen," schrieb schon Tacitus, "jeder lässt um seinen Hof einen freien Raum."
Das galt auch noch im Jahre 800, als Karl der Grosse deutscher Kaiser wurde. Die Familien hausten in verstreuten Hütten, lebten von der Landwirtschaft und der Gunst der adligen Landherren. Was als Ansiedlung bereits Erstaunen und Respekt verdiente, waren winzige Orte, die sich am Fuss der Hügel zusammengefunden hatten, auf denen eine kleine Burg thronte: Zwölf Handwerker, zwei Händler und ein Gastwirt.
Hatte solch ein Mini-Ort das Marktrecht erworben, weil er günstig an einer Strassenkreuzung lag, so wurde dort regelmässig Markt gehalten - immerhin die Wiege späterer Handelshäuser. Und hatte man sich gar die Stadtrechte erworben, so war man schon stolz auf dreihundert Mitbewohner und eine kleine Kirche. Auch Kaisers hatten keine Hauptstadt; sie übten nach wie vor ihr Amt im Umherziehen aus, reisten regierend und Recht sprechend von einer Pfalz - ihren Stamm-Herbergen - zur anderen.
Doch nach und nach wurden die Städtchen grösser; sogar einige wenige Grossstädte entstanden im Reich. doch auch die zählten kaum 10 000 Bürger. Und Köln, die riesige deutsche Metropole jener Zeit, vereinte nicht mehr als 35 000 Menschen in ihren Mauern.
Kurz: Da konnte man schon noch einige Mitbürger brauchen. Das fanden die Städter selbst, aber auch die Herren im Land. Denn die Städte brachten Steuern - zumeist nach ihrer Grösse. Das Geld kassierten eben jene Landesherren (denen nach altem Recht die Städte gehörten). Es waren die lokalen Adligen oder auch die Bischöfe. Weil sie immer Geld brauchten, verkauften sie ihren Städten das eine oder andere Recht. Zuweilen liehen sie, weil noch mehr in der Kasse fehlte, die eine oder andere Stadt auch gegen Geld dem Nachbarn aus. Es ging zu wie an der Börse.
Einige Städte konnten sich aus diesem reichlich unfeinen System befreien. Aus denen wurden dann meist die "Reichsstädte" oder "Freien Städte", die aber auch nicht völlig frei waren. Ganz ohne Obmann ging es nicht; das war dann eben der Kaiser oder König.
>> Schwäbische Reichsstädte II