Das Reisethema

Geschichte in Geschichten:
Schwäbische Reichsstädte V

von Rolf Lohberg

Hier regierte der Bürgerstolz

Nach dem Stadtrecht von Überlingen am Bodensee wurden andere Reichsstädte eingerichtet - zum Beispiel Wangen. Das besorgte Rudolf von Habsburg persönlich.

Wangen bildete, zusammen mit Ravensburg, Isny und Leutkirch, ein hübsches Oberschwäbisches Quartett. Ravensburg war die Reiche - eine Stadt des internationalen Fernhandels, die deshalb stark befestigt wurde. Auch Isny mauerte sich ein; der Mauerring um die Innenstadt ist noch fast intakt.

Die Stadt Wangen musste sich erst in harten Verhandlungen vom Kloster St. Gallen lösen, dem sie gehörte, doch dann gedieh sie, wurde Reichsstadt, und heute ist sie einfach schön - auf eine sehr lebendige Art. Die Stadt mit ihren prächtigen mitelterlichen Bauten (das Haus der Weberzunft stammt von 1334) hielt einerseits am historisch Gewachsenen bis in Kleinigkeiten fest. Bestes Beispiel: Der Markt - seit 1150 jede Woche und seit 1330 immer am Mittwoch.

Wangen hat es andererseits verstanden, verständnisvoll mit der Zeit zu gehen, um den Anschluss nicht hinterm alten Gemäuer zu verpassen. Aus Wangens Mühlen wurden Sägewerke, aus den Spinnereien eine Textilveredelung, aus dem Schmiedehandwerk ein Metall- und Apparatebau.

Gerade die oberschwäbischen Reichsstädte haben im Mittelalter viel von sich reden gemacht. Wohl, weil sie es verstanden, ohne viel Kriegsgeschrei wohlhabend zu werden - und wenn sie noch so bescheiden begannen. Ravensburg war die Ausnahme. Dort gab es im 14. Jahrhundert schon 600 Wohnstätten - das war damals ansehnlich. In Isny waren es nur 400, in Leutkirch 300 und in Wangen gar nur 200. Doch sie galten als Städte, sogar als Freie Reichsstädte mit guten Namen, vor denen die Fürsten ringsum den Hut gezogen hätten, wenn sie nicht so neidisch gewesen wären.

Biberach in Oberschwabens Norden hatte eine Sonderstellung. Es wurde 1170 von Barbarossa persönlich gegründet - als Handelsplatz beim Schnitt zweier wichtiger Fernstrassen und als kaiserliche Münzstätte. 1312 bekam es die gleichen Rechte und Freiheiten wie Esslingen. Biberach gehört zu den Städten, die viel in die neue Zeit herübergerettet haben: Schöne Bauten - so das Alte und das Neue Rathaus, den Weissen Turm und das Ulmer Tor, die ganze historische Altstadt mit ihren prächtigen Patrizierhäusern. Aber auch hübsches Brauchtum - vor allem die Festumzüge beim Biberacher Schützenfest, mit denen die alte Zeit bildlich dargestellt wird. Dazu Märkte und Jahrmärkte und, wohl das Wichtigste: Das Hospital zum Heiligen Geist. 1239 wurde es gegründet, ein Institut der Freien Wohlfahrtspflege. Das Gebäude besteht noch - aber mit ihm nun viel weiter ausgebaute System der sozialen Bürgerpflege. Seit mehr als 750 Jahren. Da ist Biberach vorbildlich.

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