Das Reisethema

Reisethema – Fichtelgebirge und Oberpfälzer Wald II

3200 Kilometer Wanderpfade

Der bekannteste Teil der Gegend, vor den wir hier sprechen, ist das Fichtelgebirge. "Hier schlägt das Herz der deutschen Mittelgebirgslandschaft" sagen die Fichtelgebirgler stolz, und man kann es so betrachten. Denn hier treffen sich Frankenwald, Thüringer Wald, Oberpfälzer Wald und Erzgebirge.

In alten Chroniken hiess die Gegend "Der Scheitel Germaniens", was nur in einer Zeit zu verstehen war, als der Herr noch Scheitel trug - die Haare sorgfälig nach links und rechts weggebürstet. So ähnlich geht es hier den Gewässern -nur dass es nicht zwei Seiten sind, sondern gleich drei, wohin sie strömen. Hier, im Fichtelgebirge, entspringen nämlich Main, Saale, Naab und Eger. Die münden in Flüsse, die das Wasser in eine jeweils andere Richtung davontragen: in den Rhein (und damit in den Atlanik), in die Donau (also ins Schwarze Meer) und in die Elbe (die dann auch in die Nordsee fliesst - nur wesentlich nördlicher als der Rhein).

Der Magister Johann Will kümmerte sich im Jahe 1692 weniger um die Flüsse; er betrachtete das grüne, granitene Urgebirge als eine grosse Naturapotheke, als einen Gesundbrunnen, und nannte es schlicht das "Teutsche Paradeiß".

Mit der Gesundheit haben sie es im Fichtelgebirge noch heute: Es gibt zwei Heilbäder (Berneck und Alexandersbad) sowie eine große Reihe von Luftkurorten.

Am gesündesten aber ist wohl die unverbrauchte Landschaft: Felslabyrinthe und zyklopische Steingärten; dichte Formationen aus Fichten, Kiefern und Lärchen; anmutige Täler, in denen Hirsch, Auerhahn und seltene Pflanzen ein Rückzugsgebiet gefunden haben.

Zwei Berge gibt es, die über tausend Meter aufragen: Schneeberg und Ochsenkopf. Und damit man dies alles wandernd besehen kann, hat der Fichtelgebirgsverein nicht weniger als 3200 Kilometer Wanderpfade markiert.

Diese Wanderwege haben zum Teil sehr kostbare Eigenarten. An solchen kann man, noch immer, edle Steine finden: Topase und Turmaline, Bergkristalle und Rauchquarze. Einige Orte im Fichtelgebirge nehmen ihre Gäste regelmässig auf geführte Wanderungen mit, die in edelsteinerne Gegenden führen. Sehr oft wird dort tatsächlich einiges gefunden. Reich wird man davon nicht (sonst wären alle Fichtelgebirgler längst Millionäre), aber Spass macht es.

Erfreulich für alle Menschen mit feiner Zunge: Im Fichtelgebirge, wo man sehr preiswert lebt, wird auch noch gut gekocht. Fremde Produkte kommen selten auf den Tisch; man kommt feinschmeckerisch mit dem aus, was die Heimat bietet. Das aber wird aus Tradition sehr fein zubereitet. Es ist ein Verdienst der Fürstenfamilien, die einst im Fichtelgebirge lebten, dass sie auf der Kochkunst bestanden. Hin und wieder kann man bei den Gastronomen des Fichtelgebirges betont Nostalgisches auf der Speisekarte finden. Allerlei Fleisch, dazu Wild, Fische, auch Gemüse und Pilze geben genügend Möglichkeiten.

Und da ist es am Rand ganz interessant, dass in der Gegend um Selb in der Mitte des 17. Jahrhunderts die ersten Kartoffeln in Deutschland angebaut wurden. Die Fichtelgebirgler waren also doch neugierig auf Fremdes.


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