Wir müssen noch die landschaftlichen Unterschiede der drei schwäbischen Gebiete andeuten.
Die Schwäbische Alb (die früher, weit richtiger, "Schwäbischer Jura" hiess), liegt östlich vom Schwarzwald. Es ist, vor allem in den oberen Regionen (der Lemberg ragt 1015 Meter auf) ein landwirtschaftlich nicht gerade gesegnetes Gebiet mit wasserarmen Hochflächen und zahlreichen Höhlen. Sowie einer grossen Zahl von Burgen am nordwestlichen Rand.
Schwaben oder, um es ausführlicher zu nennen, die Schwäbisch-Bayerische Hochebene südlich der Donau, ist ein fruchtbares, hügeliges Land. Augsburg liegt dort.
Und Oberschwaben - nun, das ist das Gebiet zwischen der Schwäbischen Alb und den Alpen. Es stellt eine vielfältige, bereits voralpine Landschaft dar; eine Gegend, in der viel Barockes entstand - wie beispielsweise Deutschlands grösste Barockkirche in Weingarten -, dass man eigens für diese Gegend die Deutsche Barockstrasse erfunden hat.
Zwei bedeutende Schlossbauten zieren die Alb. Einer hat eine ur-historische Geschichte - alt ist er nicht. Auf einem imposanten Bergkegel bei Hechingen stand im 12. Jahrhundert die Burg der Zollerngrafen. Die wurde zerstört, wieder aufgebaut, erneut zerstört - schliesslich gaben die Zollern ihre Burg Hohenzollern auf; sie war nur noch eine Ruine.
1819 besuchte der Preussische Kronprinz Friedrich Wilhelm den Stammsitz seiner Ahnen. Von dort nämlich, von der Schwäbischen Alb, stammten Preussens Herrscher - Friedrich den Grossen eingeschlossen.
Als der Kronprinz 1840 Preussischer König wurde, erinnerte er sich an den Berg und machte Pläne. Aus der Ruine sollte eine Märchenburg werden. Alle Hohenzollern, die irgendwo noch hausten, legten zusammen, um gemeinsam die alte Stammburg aufzubauen.
Es wurde ein vieltürmiges romantisches Traumschloss von allem ein bisschen: Mittelalter und Zuckerbäckerei, Gotik und Disneyland. Kunsthistorisch ist das Bauerk nicht besonders ernst zu nehmen. Aber Kindern erscheint es wie eine Burg aus dem Märchenland.
In den letzten Jahrzehnten machte Prinz Louis Ferdinand von Preussen aus dem Schloss etwas Vernünftiges: ein sehenswertes Museum mit vielen Erinnerungen an das hohenzollersche Herrschergeschlecht.
Inzwischen haben auch bedeutende Hohenzollern hier ihre letzte Ruhestätte gefunden: der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. sowie, zumindest zeitweise, der Alte Fritz - Friedrich der Grosse.
Der zweite Schlossbau ist eher literarisch als historisch bemerkenswert. Wilhelm Hauff schrieb einen Roman: "Lichtenstein". Darin steht, dass sich Herzog Ulrich von Württemberg 1519 auf seiner Flucht in der Nebelhöhle der Schwäbischen Alb und auch im Schloss Lichtenstein verborgen habe. Als Hauff 1826 an seinen Roman ging, gab es zwar die Nebelhöhle, aber nicht das Schloss.
Herzog Wilhelm von Urach las Hauffs Roman und wollte nun statt eines Forsthauses, das dort stand, unbedingt "eine deutsche Ritterburg im edelsten Stil des Mittelalters" haben. Von 1837 bis 1841 wurde Schloss Lichtenstein gebaut. Wilhelms Nachfahren wohnen noch heute hier.
Sie können das Schloss besichtigen, sehen in der Kapelle schöne Glasfenster und in der Waffenkammer allerlei Kriegsgerät aus verschiedenen Epochen.